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Impfen oder nicht Impfen?

CDC on Unsplash

Mein letzter Blogeintrag ist schon eine Weile her – die letzte Zeit war viel los, ich bin nach München umgezogen und habe hier meinen neuen Job an der TU begonnen. In der Zwischenzeit ist viel passiert und eine Frage hat mich und viele von euch sicher auch viel beschäftigt: Impfen oder nicht Impfen?

Die COVID-19-Pandemie beherrscht immer noch die Nachrichten und die Diskussion um das Impfen wird immer lauter. Höchste Zeit, hier mal etwas Licht ins Dunkel zu bringen! Ich habe selbst vor einiger Zeit mich etwas intensiver mit dem Thema auseinander gesetzt und recherchiert und möchte euch die Ergebnisse hier möglichst neutral präsentieren.

Die Pharmaindustrie

Doch bevor wir uns um die Impfstoffe selbst kümmern, vorab ein paar Worte zu denen, die die Impfstoffe herstellen: die Pharmaindustrie. So wie andere große Industriezweige, in denen viel Geld umgesetzt wird, auch, ist die Pharmaindustrie natürlich kein weißes Schaf. Der Einfluss der Pharma-Lobby ist enorm, wie in dieser Buchrezension angedeutet wird: https://www.deutschlandfunkkultur.de/betrug-am-patienten-100.html [1]. (Auch wenn ich ein Buch, das „ein Gefühl zorniger Ohnmacht“ hinterlässt, wie es in dem Artikel heißt, nicht freiwillig lesen würde. Denn dieses Gefühl ist destruktiv, macht aus der berechtigten Skepsis unkritische Ablehnung und hilft niemandem weiter.) Patente auf lebenswichtige Medikamente und ungerechtfertigte Preise (zumal meistens ein großer Teil der Forschung direkt oder indirekt öffentlich finanziert ist) sprechen nicht unbedingt für die Vertrauenswürdigkeit der Pharmaindustrie.

Natürlich ist die Pharmaindustrie kein weißes Schaf. Aber damit ist sie leider auch nicht alleine.

Doch wie bereits angedeutet ist die Pharmaindustrie damit nicht alleine. Der Abgasskandal in der Autoindustrie ist noch gar nicht so lange her, aber Auto fahren wir trotzdem noch (fast) alle. Und die Zahl der Toten durch Luftverschmutzung ist ebenfalls nicht zu vernachlässigen (laut einem Bericht der Europäischen Umweltagentur mehr als 400.000 Menschen jährlich in der EU [2]).

Hier muss sich natürlich dringend etwas ändern. Aber bei all der berechtigten Kritik an der Pharmaindustrie ändert all dies nichts daran, dass mit ihren Impfstoffen potentiell Leben gerettet werden können.

Aber ist COVID-19 denn wirklich so schlimm? Brauchen wir die Impfstoffe überhaupt?

Die Pandemie

Für Wirbel sorgte da ein Strategie-Papier des Bundesinnenministeriums mit dem Titel: „Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen“ [3]. Dieses enthält sehr fragwürdige Empfehlungen zur Kommunikation in der Pandemie: „Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden.“ Und weiter: „Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern. Wenn sie dann ihre Eltern anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, Schuld daran zu sein, […] ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.“ Das Papier legt mit ein bisschen allgemeiner Skepsis gegenüber der Regierung den Verdacht nahe, die Bevölkerung solle absichtlich verängstigt werden und dass im Umkehrschluss COVID-19 gar nicht so schlimm sei, wie es öffentlich dargestellt wird.

Ich bin froh, dass das so wie oben zitiert nie kommuniziert wurde. Offenbar haben auch die entsprechenden Entscheidungsträger diese Empfehlungen kritisch hinterfragt. So heißt es z.B. auch an einer anderen Stelle desselben Papiers: Die „wichtigste Botschaft der Kommunikation staatlicher Akteure“ lautet: „Das Virus ist ein Risiko für alle. […] Wir haben das Risiko erkannt, arbeiten auf allen Ebenen zusammen, orientieren uns an der wissenschaftlichen und praktischen Evidenz und handeln entschieden aber nicht panisch.“

Natürlich war dabei nicht immer alles frei von Widersprüchen, z.B. bei der Einführung der Maskenpflicht und den G-Regeln (3G hier, 2G+ dort …). Aber das kann es auch gar nicht sein bei einer so komplexen Herausforderung wie der Corona-Pandemie. Manchmal muss man sich eben auch an Regeln halten, die einem nicht vollständig sinnvoll erscheinen. Vielleicht kennt man die ganze Wahrheit selbst gar nicht. Auf jeden Fall würde es in einer Katastrophe enden, wenn jeder nur das täte, was er für richtig hält.

Viele Diskussionen führen an der eigentlichen Herausforderung vorbei: Die COVID-19-Pandemie zu beenden.

Abgesehen davon führen diese ganzen Diskussionen an dem eigentlichen Problem vorbei, und das ist, die COVID-19-Pandemie in den Griff zu bekommen. D.h. dafür zu sorgen, dass sich weniger Leute infizieren und weniger Patienten auf der Intensivstation landen. Daran sollte doch jeder ein Interesse haben.

Fakt ist: Bisher (Stand 04.12.2021) gab es in Deutschland mehr als 100.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Corona, über 6 Millionen Menschen waren infiziert [4], das sind etwas mehr als 7 % der Gesamtbevölkerung. COVID-19 ist eine tödliche Krankheit und die Langzeitfolgen sind noch nicht bekannt. Und Impfstoffe sind auch bei anderen Krankheiten ein bewährtes Mittel. (Viele tödliche Krankheiten konnten nur mit Massenimpfungen praktisch ausgerottet werden.)

Die Impfstoffe

Kommen wir nun also endlich zu den Impfstoffen selbst. Dafür möchte ich hier zunächst, für alle, die ihn noch nicht gelesen haben, auf den Aufklärungsbogen des RKI hinweisen: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/ImpfungenAZ/COVID-19/Aufklaerungsbogen-Tab.html [5].

Sind die Impfstoffe sicher?

Was ja viele verängstigt, sind die möglichen Nebenwirkungen einer Impfung. Das war z.B. in Schweden ein großes Problem, weil es dort vor einigen Jahren bei der Schweinegrippe-Impfung zu Nebenwirkungen kam [6]. In diesem Artikel wird auf das Problem mit der Impfung damals eingegangen: https://lars-und-die-welt.de/2020/12/17/narkolepsie-schweinegrippe-impfung/ [7]. Fazit: Der Impfstoff, vielleicht aufgrund eines zu hoch dosierten Wirkungsverstärkers, hat eine Nebenwirkung verstärkt, die das Virus selbst hervorruft.

Leider ist kein Impfstoff frei von Nebenwirkungen. Doch treten die in jedem Fall seltener auf als die Nebenwirkungen der Krankheit selbst. Bei Impfungen werden ja abgeschwächte oder abgetötete Viren oder sogar nur einzelne Bausteine oder mRNA-Teile verimpft. Deshalb ist es schwer vorstellbar, dass diese eine schlimmere Reaktion hervorrufen sollen, als das lebende Virus selbst. Das gleiche gilt auch für die Befürchtung, bei den neuartigen genbasierten Impfstoffen könne Viren-DNA oder -RNA in das menschliche Erbgut eingebaut werden. Natürlich sind die Impfstoffe so konzipiert, dass das nicht möglich ist. Außerdem werden die infizierten Zellen ja durch das Immunsystem abgetötet. Und wie gesagt, wer da Befürchtungen hat, müsste mehr Angst vor einer echten Infektion mit lebenden Coronaviren selbst haben, die sich dann auch noch vermehren und viel aggressiver sind. Wer es genauer wissen will, dem sei dieses Video empfohlen (ab Minute 5:00 geht es um die Frage der Erbgut-Veränderung): https://www.youtube.com/watch?v=a_NpJU12_LA [9].

Aber zurück zu den Nebenwirkungen. Besonders bei Massenimpfungen kommen eben aufgrund der großen Zahl an Impfungen auch extrem seltene Nebenwirkungen vor, die dann für Schlagzeilen sorgen.

Kann man das nicht verhindern? Nicht wirklich – wollte man seltene Nebenwirkungen ganz ausschließen, müsste man Hunderttausende in Studien impfen – aber wo ist dann noch der Unterschied zu einer großflächigen Impfkampagne? Und wie lange soll man auf Langzeitwirkungen der Impfungen warten, wenn eine Pandemie unmittelbar bevorsteht?

Übrigens: Genau aus diesen Gründen wird jeder Impfstoff nach der Zulassung weiter beobachtet, um bei Problemen sofort reagieren zu können.

Und zum Thema Zulassung: Auch hier sind ja viele skeptisch, weil die Impfstoffentwicklung so schnell ging. Dazu kann ich diesen Artikel empfehlen, in dem detailliert das Vorgehen bei der Zulassung in der EU beschrieben wird: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/QANDA_20_2390 [8]. Dort wird klargestellt, dass es sich bei den Zulassungen in der EU nicht um sogenannte Notfallzulassungen handelt. U.a. bedeutet das, dass die Impfstoffe das volle Kontrollverfahren durchlaufen und der Hersteller wie üblich die Haftung trägt. Weitere kritische Fragen werden in diesem Video beantwortet: https://youtu.be/a_NpJU12_LA [9].

Die Entscheidung

Das mag ja alles stimmen, aber eines bleibt: Ein Zwang zum Impfen wäre ein Eingriff in die Freiheitsrechte des Einzelnen.

Wir tragen alle füreinander Verantwortung.

Ja, wäre es. Doch die Freiheit des Einzelnen, sich nicht impfen zu lassen, schränkt gleichzeitig die Freiheit aller anderen ein, z.B. wenn sie angesteckt werden und nicht mehr die Familie besuchen können. Jeder muss sich entscheiden – aber jeder muss sich auch bewusst sein, dass es keine rein persönliche Entscheidung ist, sondern dass wir alle füreinander Verantwortung tragen.

Ich hoffe, diese Informationen helfen euch, eine gute Entscheidung zu treffen.

Quellen

[1] Johannes Kaiser: „Betrug am Patienten.“ In: Deutschlandfunk Kultur. https://www.deutschlandfunkkultur.de/betrug-am-patienten-100.html

[2] Tagesschau: „400.000 Tote jährlich durch dreckige Luft.“ https://www.tagesschau.de/ausland/europa/eureport-umweltverschmutzung-101.html

[3] Bundesministerium des Innern: „Wie wir COVID-19 unter Kontrolle bekommen.“ https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/2020/corona/szenarienpapier-covid19.html

[4] Robert Koch Institut: „COVID-19: Fallzahlen in Deutschland und weltweit.“ https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html/

[5] Robert Koch Institut: „Aufklärungsbogen und Anamnese- und Einwilligungsbogen zur COVID-19-Impfung.“ https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/ImpfungenAZ/COVID-19/Aufklaerungsbogen-Tab.html

[6] Carsten Schmiester: „Corona-Impfangst in Schweden / Der lange Schatten der Schweinegrippe.“ In: Deutschlandfunk. https://www.deutschlandfunk.de/corona-impfangst-in-schweden-der-lange-schatten-der-100.html

[7] Lars Dittrich: „Narkolepsie, Schweinegrippe, Impfung.“ https://lars-und-die-welt.de/2020/12/17/narkolepsie-schweinegrippe-impfung/

[8] Europäische Kommission: „Fragen und Antworten: Bedingte Marktzulassung für COVID-19-Impfstoffe in der EU.“ https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/QANDA_20_2390

[9] Mai Thi Nguyen-Kim: „7 kritische Fragen zur Impfung.“ In: maiLab. https://youtu.be/a_NpJU12_LA

Eine Antwort auf „Impfen oder nicht Impfen?“

Vor einem Jahr war ich an Corona erkrankt. Das war keine schöne Zeit. Zu allen Beschwerden kam die Angst vor der Zukunft und die Befürchtung, andere mit diesem tödlichen Virus abgesteckt zu haben. An Longcovid leide ich immer noch, angesteckt habe ich niemanden. Ich möchte euch alle bitten, sorgsam miteinander umzugehen und euch impfen zu lassen. Für uns alle. Dankeschön

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