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Holz

Denis Agati on Unsplash

Holz erlebt heute eine echte Renaissance und wird als besonders natürlich und ökologisch angepriesen. Doch ist Holz wirklich immer so ökologisch? Sind Metalle und Kunststoffe nicht viel moderner und haltbarer? Was ist im Umgang mit Holz zu beachten? Diesen Fragen wollen wir in diesem Artikel nachgehen.

Eine kleine Warnung vorab: Da ich mich beruflich viel mit dem Holzbau beschäftige ist meine Meinung dazu sicherlich etwas voreingenommen. Dennoch möchte ich versuchen, sowohl Vor- als auch Nachteile zu beleuchten, damit ihr euch selbst ein Bild machen könnt.

Ein nachhaltiger Werkstoff

Holz ist ein natürlicher und v.a. ein nachwachsender Rohstoff. D.h. er steht uns theoretisch unendlich zur Verfügung. Wobei Bäume natürlich recht langsam wachsen, d.h. man muss aufpassen, dass man nicht mehr Bäume fällt, als nachwachsen können. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ kommt tatsächlich ursprünglich aus der Forstwirtschaft und beschreibt genau diese Herausforderung. In Europa gelingt uns das ganz gut, jährlich wächst mehr Holz nach als geschlagen wird [6]. In einem weltweiten Maßstab sieht das leider ganz anders aus.

Ein Kubikmeter Holz speichert durchschnittlich ca. 1 Tonne CO2.

Bäume benötigen zum Wachsen hauptsächlich Sonnenlicht, CO2 und Wasser. D.h. sie entziehen der Atmosphäre aktiv CO2 und tragen so zu einem großen Teil zur Entschärfung des Klimawandels bei. Ein Kubikmeter Holz speichert durchschnittlich ca. 1 Tonne CO2 [2]. Und wenn ein Wald bewirtschaftet wird, also regelmäßig Holz entnommen wird, wächst auch mehr nach und speichert noch mehr CO2. Wobei unter einer intensiven Bewirtschaftung andere wichtige Qualitäten leiden, z.B. die Biodiversität oder der Naherholungswert.

Es ist etwas ganz anderes, in einem Naturschutzgebiet wandern zu gehen als in einer „Fichtenplantage“!

Bei der Verarbeitung und dem Transport von Holz wird i.d.R. weniger Energie benötigt als bei anderen Werkstoffen, da Holz leicht zu bearbeiten ist (deshalb ist es auch bei Heimwerkern so beliebt) und vergleichsweise wenig wiegt. Wenn jedoch das Holz von weither angeliefert werden muss, verschlechtert das natürlich die Umweltbilanz – wie bei jedem anderen Material auch. Daher sollte man möglichst auf heimische Hölzer setzen, die wichtigsten sind Fichte (26%), Kiefer (23%), Buche (16%), Eiche (10%), Birke (10%), Erle (10%), Ahorn (6%), Kastanie (6%), Lärche (3%), Douglasie (2%) und Tanne (2%) [1].

Zertifizierung

Doch woher weiß man, ob Holz aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft stammt oder ob Pestizide eingesetzt werden und Ökosysteme zerstört werden? Dafür gibt es Zertifizierungssysteme, die wichtigsten sind das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) [3] und das PEFC-Siegel (Programme for the Endorsement of Forest Certification) [4]. Das FSC-Siegel findet ihr auch auf vielen Papierprodukten (z.B. Büchern), während das PEFC-Siegel hauptsächlich für Holz und Holzwerkstoffe eingesetzt wird. Zwar sind beide Programme nicht perfekt und geraten ab und zu berechtigterweise in die Kritik, z.B. weil die Mindestanforderungen nicht streng genug seien. Trotzdem ist es eine gute Sache, dass es solche Systeme gibt, die zumindest schlimme Umweltverbrechen ausschließen. Einschränkend muss man dazu sagen, dass beide Systeme natürlich auch mit bürokratischem Aufwand verbunden sind, was sich v.a. kleinere Betriebe nicht leisten können. Denn nicht nur der Wald selbst, auch alle verarbeitenden Betreibe müssen zertifiziert sein! Deshalb gibt es gerade bei den kleinen, besonders nachhaltig wirtschaftenden Betrieben viele, die kein Siegel tragen. Erkundigt euch in so einem Fall am besten direkt beim Anbieter nach deren Mindeststandards.

Nachteile von Holz

Und was ist mit den offensichtlichen Nachteilen von Holz? Es brennt, es verrottet mit der Zeit, es muss womöglich mit Chemie gegen Pilze und Insekten geschützt werden. All diese Eigenschaften von Holz können wir zwar nicht loswerden, aber mit guter Planung und Pflege umgehen.

Holz brennt – dennoch muss man keine Angst haben, in einem Holzhaus zu wohnen. Denn in einem Haus werden v.a. große Holzteile verwendet – und jeder, der schon mal im Kamin versucht hat, einen dicken Holzscheit ohne Anzünder zum Brennen zu kriegen, weiß wie schwer das ist! Dagegen gibt es in jedem Haus viel gefährlichere Brandlasten, z.B. Möbel, Gardinen, Bücher, Elektronik usw.

Holz verrottet und wird von Insekten und Pilzen befallen – aber nur, wenn es ausreichend feucht ist. Da Holz i.d.R. technisch getrocknet ist, kann es, wenn es auch im Laufe seiner Lebensdauer gegen Feuchtigkeit geschützt wird, fast ewig halten. Und das gelingt auch ohne Chemie! Nur wenn Holz direkt die Erde berührt (z.B. im Sandkasten im Garten), ist die Lebensdauer begrenzt. Besser als Chemie ist aber in jedem Fall ein natürliches Schutzmittel (Leinöl eignet sich dafür z.B.), was zwar nicht ganz so effektiv ist, aber die Lebensdauer dennoch erhöht. Nur dann müssen die Teile nach einiger Zeit ersetzt werden, können dafür aber einfach kompostiert werden.

Der Kreislauf des Lebens gilt auch für Holz. Irgendwann ist seine Lebensdauer vorüber, dann kann es in den Kreislauf zurück geführt werden und wächst neu wieder nach.

Auch mein Schneidebrett in der Küche lasse ich nach jedem Waschen gut trocknen. In unregelmäßigen Abständen öle ich das Brett ein, hier eignet sich fast jedes Speiseöl, am besten (aber auch am teuersten) ist Leinöl. Einige Leute haben Vorbehalte gegen Holz, weil es angeblich unhygienisch ist und sich auf der Oberfläche Keime ansammeln können. Das wurde jedoch in einer Studie widerlegt, einige Holzarten haben sogar antibakterielle Wirkungen [5]! Ein Schneidebrett aus Holz ist auf jeden Fall besser als ein Plastikbrett, denn bei jedem Schneiden wird die Oberfläche ein wenig beschädigt – und da esse ich lieber ein paar Holzspäne mit, als Mikroplastik.

Was die wenigsten wissen: Auch wenn Holz ständig nass gehalten wird, hält es praktisch ewig. Einige Sägewerke lagern ihr Holz nass, um es vor Insekten und Pilzen zu schützen. Und auch Venedig steht seit hunderten von Jahren auf Holzpfählen!

Zusammenfassung

Zusammenfassend kann man vielleicht sagen, dass Holz Aufmerksamkeit benötigt – sowohl beim Kauf als auch bei der Verwendung. Dafür ist es in den meisten Fällen ökologischer und gesünder als andere Materialien. Nur dürfen wir nicht vergessen, dass wir (und die Natur) auch Wälder brauchen, die nicht forstwirtschaftlich genutzt werden!

Ich hoffe, ich konnte euch hier ein paar interessante Aspekte zum Holz vermitteln und ihr denkt daran, wenn ihr das nächste Mal die Wahl habt zwischen Holz oder anderen Materialien – wie auch immer diese Wahl dann ausfällt.

Quellen

[1] Deutsche Wildtier Stiftung: „Baumarten in Deutschland.“ https://www.deutschewildtierstiftung.de/baumarten-laubbaum-nadelbaum

[2] Stiftung Unternehmen Wald: „Wie viel Kohlendioxid (CO2) speichert der Baum bzw. der Wald?“ https://www.wald.de/waldwissen/wie-viel-kohlendioxid-co2-speichert-der-wald-bzw-ein-baum/

[3] FSC Deutschland. https://www.fsc-deutschland.de/de-de

[4] PEFC. https://pefc.de/

[5] bba bau beratung architektur: „Holz als effektiver Bakterienkiller in wissenschaftlicher Studie bestätigt.“ https://www.bba-online.de/holzbau/holz-als-effektiver-bakterienkiller-in-wissenschaftlicher-studie-bestaetigt/

[6] Spiegel: „UNO-Bericht: Europas Wälder wachsen.“ https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/uno-bericht-europas-waelder-wachsen-a-768498.html

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