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Die CO2-Bilanz des Internets

NASA on Unsplash

Wie stark befeuert das Internet den Klimawandel? Und was kann man tun, um den eigenen Anteil daran möglichst gering zu halten? Diesen beiden zentralen Fragen wollen wir in diesem Artikel nachgehen.

Müssen wir das Internet abstellen?

Eines sollten wir gleich zu Anfang klarstellen: Ja, das Internet ist mittlerweile zu einem entscheidenden Faktor beim Verbrauch von Energie und dem Ausstoß von Treibhausgasen geworden – und seine Auswirkungen nehmen von Jahr zu Jahr dramatisch zu. Und nein, das Internet abzustellen, back to the roots, ist keine Alternative.

Welche Möglichkeiten haben wir dann? Zum einen ist da natürlich der technologische Fortschritt zu nennen, der zu enormen Effizienzsteigerungen führt. Aber das alleine reicht nicht, wie folgende Zahlen eindrucksvoll belegen:

Bis einschließlich 2003 hatte die Menschheit etwa 5 Exabytes* digitaler Daten verbraucht. 2015 war der Verbrauch auf 4 423 Exabytes gestiegen – pro Jahr! 4 Jahre später, 2019, waren es mehr als doppelt so viel, 10 457 Exabytes. [1]

Wie kommt es, dass der Verbrauch trotz enormer Effizienzverbesserungen so stark ansteigt? Das liegt an dem sogenannten Jevons-Paradoxon, dass Systeme klassifiziert, bei denen der Verbrauch immer weiter ansteigt, je besser die Effizienz wird. Der Grund dafür sind hier die fallenden Preise für IT-Systeme, welche die Nachfrage erhöhen [2]. Die Systeme werden immer anspruchsvoller und verbrauchen dadurch immer mehr Daten, was die anfängliche Effizienzsteigerung mehr als zunichte macht. D.h. wir dürfen uns nicht auf dem technologischen Fortschritt ausruhen. Es braucht daneben auch eine Bewegung in Richtung erneuerbarer Bereitstellung der Energie.

Auf der Verbrauchsseite lässt sich der Energiebedarf des Internets in drei hauptsächliche Bereiche einteilen: Rechenzentren, Netzwerke und Endgeräte. Hinzu kommt dann noch die benötigte Energie für die Herstellung der Hardware für alle drei Bereiche. Und da weltweit immer noch etwa 80% aller Energie durch fossile Energieträger erzeugt wird, ist das Internet so für ca. 4% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich – das ist mehr als der gesamte weltweite Flugverkehr [3].

Der Energieverbrauch des Internet aufgeschlüsselt nach Nutzung (55%) und Herstellung (45%) von digitaler Infrastruktur [3]

Was sind die Perspektiven?

Schon 2011 gab Facebook als erstes IT-Unternehmen bekannt, dass es langfristig seine Energie zu 100% aus erneuerbaren Quellen decken will. Apple und Google folgten 2012 mit ähnlichen Zielen. Auch heute noch sind diese drei Unternehmen die Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit im IT-Sektor. Sie zeichnen sich nicht nur durch einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien aus (83% bei Apple, 67% und 56% bei Facebook und Google), sondern auch durch eine entsprechende Transparenz und starke Commitments. Wesentlich schlechter schneiden dagegen z.B. Amazon und Netflix ab (beide nur 17% erneuerbare Anteile und hohe Intransparenz). Sehr interessante und detaillierte Informationen zur Umweltbilanz vieler IT-Firmen hat Greenpeace in seiner „Clicking Clean“-Studie zusammengetragen [1] (s. auch http://www.clickclean.org/).

Und was kann Ich tun?

Wie immer am Ende die Frage, wie jeder einzelne von uns einen Beitrag zu einer „grüneren“ Entwicklung, diesmal des Internets, leisten kann. Und die Antwort fällt erstaunlich eindeutig aus. Etwa 80% des gesamten Internettraffics geht nämlich auf Onlinevideos (Streaming, Videokonferenzen, Social Media, …) zurück [3]. Weniger Videostreaming, mit angemessener Auflösung – und die Vermeidung von IT-Anbietern mit schlechter Umweltbilanz (s. Greenpeace-Studie) sind daher auf jeden Fall eine gute Idee.

Wie gesagt, es geht überhaupt nicht darum, das Internet zu verteufeln. Wie mit jeder bahnbrechenden Erfindung kann es sowohl zum Guten wie zum Schlechten verwendet werden. Nicht zuletzt bietet die digitale Transformation das einmalige Potential, viele Bereiche unseres täglichen Lebens wesentlich effizienter – „smarter“ zu gestalten.

der einfachste Einstieg in ein grünes Internet: Im Web surfen und Bäume pflanzen

*) 1 Exabyte = 1 Milliarde Gigabytes

Quellen

[1] Greenpeace: „Clicking Clean. Who is winning the race to build a green internet?“ https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/20170110_greenpeace_clicking_clean.pdf

[2] Wikipedia: „Jevons-Paradoxon.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Jevons-Paradoxon

[3] The Shift Project: „Climate Crisis: The unsustainable use of online video.“ https://theshiftproject.org/wp-content/uploads/2019/07/Excutive-Summary_EN_The-unsustainable-use-of-online-video.pdf

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