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Mythen

Nachhaltig zu leben ist viel zu teuer

Kat Yukawa on Unsplash

Dieser Mythos, dass ein nachhaltiges Leben viel teurer und damit für die meisten finanziell gar nicht möglich ist, hält sich hartnäckig. Und tatsächlich gibt es ausreichend Tatsachen, die diese These unterstützen: Bio-Lebensmittel sind viel teurer als konventionelle, das T-Shirt aus fairer Herstellung kostet ein Vielfaches des T-Shirts ohne entsprechendem Siegel, E-Autos sind teurer als Verbrenner und das Geld für eine Solaranlage auf dem Dach hat auch nicht jeder. Trotzdem bin ich überzeugt, dass ein „nachhaltiges“ Leben nicht teurer sein muss ‒ ja sogar günstiger sein kann ‒ als wenn man nur konsumiert ohne zu hinterfragen. Denn der Mythos „nachhaltig ist viel zu teuer“ beruht auf einem verkehrten Verständnis vom Umgang mit Geld.

Wer es schafft, sein Mindset im Umgang mit Geld nachhaltig umzukrempeln, der kann davon in allen Lebenslagen finanziell profitieren.

Das ist kein einfaches Thema, dennoch möchte ich in diesem Artikel versuchen, ein paar Denkanstöße zu geben.

Mach dein Leben einfacher

Wie schafft man es nun, sein Leben nachhaltiger auszurichten und gleichzeitig Geld zu sparen? Ein wichtiger Grundsatz ist, nur am richtigen Ende zu sparen! Dazu gehören viele Bereiche des Konsums, auf die man verzichten kann und oft auch sollte. Anstatt z.B. sich ein E-Auto zu kaufen, wäre es eine Überlegung wert, vielleicht mit der Bahn zur Arbeit zu fahren. Oder gibt es Mitfahrgelegenheiten? Oder die Möglichkeit zum Home Office und damit Fahrtstrecke (und Zeit) zu sparen? Nur weil E-Autos gerade als grüne Zukunftstechnologie gehypet werden, heißt das nicht, dass sich jeder eins kaufen muss, um nachhaltig zu leben. Ganz im Gegenteil ‒ jeder der darauf verzichten kann, tut der Umwelt viel mehr Gutes! Vereinfachen und Weglassen (das Wort „Verzichten“ ist mittlerweile recht negativ belastet) ist die Devise. Es ist wie bei gutem Design, dass sich durch einfache, klare Formen und das Weglassen überflüssiger Funktionen auszeichnet.

Das gleiche trifft z.B. auf Lebensmittel zu. Fertiggerichte, Alkohol, Süßigkeiten, Chips, Fleisch usw. sind alles Dinge, auf die man verzichten kann. Darüber freut sich nicht nur der Geldbeutel sondern auch die eigene Gesundheit. Und wenn man die Dinge gar nicht erst kauft, kommt man auch nicht so sehr in Versuchung und macht sein Leben einfacher. Das entlastet auch die Psyche. Wenn man stattdessen Bio-Lebensmittel kauft, tut man doppelt Gutes und investiert aktiv in eine nachhaltige Zukunft. Der höhere Preis ist gleichzeitig Motivation, bewusster mit den Lebensmitteln umzugehen und weniger wegzuschmeißen ‒ auch dabei spart man wieder Geld.

Qualität zahlt sich aus

Auch bei allem anderen Konsum gilt: Lieber verzichten oder wiederverwenden als neu kaufen. Und hier kommt auch die andere Seite der ganzen Überlegung mit ins Spiel: Nicht am falschen Ende sparen! Das konventionelle T-Shirt ist sicherlich billiger, aber teurere, faire Klamotten sind meistens auch qualitativ hochwertiger und halten länger. Man muss also nicht ständig neu kaufen und spart damit Geld. Und wer sein Outfit gerne öfter mal wechselt, kann die gut erhaltenen Kleidungsstücke in einer Onlinebörse tauschen.

Und damit kommen wir zu dem weit verbreiteten Missverständnis im Umgang mit Geld. Und wenn wir dieses Missverständnis erst einmal ausgeräumt haben, hilft einem das für das ganze Leben, finanziell besser über die Runden zu kommen…

Eine nachhaltige Einstellung zum Geld

Erstens denken die meisten mit ihrem Geld zu kurzfristig, wie bei obigem Beispiel mit dem T-Shirt. Bei jeder Anschaffung sollte man sich fragen: Brauche ich das wirklich? Was mache ich in 10 Jahren damit? Was kostet es mich wirklich, wenn man berücksichtigt, wann das Produkt ersetzt werden muss? Was kostet die Verwendung?

Zweitens hilft es enorm, wenn man sich bewusst macht, dass jeder Kauf eine Investition darstellt ‒ nämlich in das Unternehmen, welches das Produkt herstellt. Denn von jeder verkauften Einheit geht ein Teil als Gewinn an das Unternehmen, den dieses wiederum verwendet, um zu wachsen und sich weiter zu entwickeln. Wen wollt ihr also finanziell unterstützen? Betrachtet Geld nicht als etwas, dass man für irgendetwas ausgibt und was dann weg ist ‒ nein, mit Geld wird gearbeitet! Jeder Euro bewegt unsere Gesellschaft mehr in die eine oder die andere Richtung.

Finanzielle Unabhängigkeit

Um das zusammenzufassen: Der wichtigste erste Schritt ist, unnötige Ausgaben zu beenden und sein Leben zu vereinfachen. Dazu gehören ungesunde Lebensmittel, Fertiggerichte, Statusprodukte, das x-te Paar Schuhe usw. Besonders die vielen laufenden Verträge belasten die Finanzen (und meistens auch die Umwelt): die All-Inclusive Flatrate fürs Handy, der Streaming-Vertrag, … Der nächste Schritt ist dann, seine Einstellung zum Geld zu ändern, zu investieren anstatt auszugeben und auf Qualität zu achten. Ganz nebenbei bereitet ein hochwertiges Produkt auch viel mehr (z.T. ganz ungeahnte) Freude als ein billiges.

Das ist es, was ich mit „nachhaltig leben“ meine: Nicht, den bisherigen Konsum durch (angeblich) nachhaltige Produkte ersetzen, sondern den Konsum an sich neu ausrichten.

Lasst euch nicht von der Werbung irritieren, die uns vorgaukelt „billiger ist besser“. (Schließlich wollen die Unternehmen hinter dieser Werbung ja unser Geld, d.h. es liegt in der Natur der Sache, dass wir Geld „verlieren“, wenn wir dieser Werbung folgen.) Werdet finanziell unabhängig und selbstbestimmt!

Was denkt ihr übers Geld?

Zum Geld hat eigentlich jeder eine Meinung. Es ist ein wahnsinnig interessantes Thema und ich würde mich sehr freuen, eure Meinung und eure Ideen dazu zu hören. Nutzt dafür gerne die Kommentarfunktion unter diesem Artikel.

demnächst: Geld regiert die Welt ‒ Grüne Geldanlagen

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