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Geschichte

Warum greift Putin die Ukraine an?

… und was können wir für den Frieden tun?

Vika Strawberrika on Unsplash

Warum Putin die Ukraine wirklich angegriffen hat werden wir wahrscheinlich nie erfahren – oder besser gesagt nie verstehen können.

Dennoch ist es denke ich wichtig, darüber nachzudenken, v.a. um zu erkennen, was wir für den Frieden tun können.

Warum führt Putin diesen Krieg?

Die Gründe, weshalb in der Vergangenheit Kriege geführt wurden, waren oft wirtschaftlicher Natur, das Verlangen nach zusätzlichen Ressourcen wie Bodenschätzen oder landwirtschaftlichen Flächen. Ressourcen besitzt Russland selbst ausreichend, es ist einer der weltgrößten Exporteure von Öl, Gas und Kohle und auch Getreide. Finanziell war Russland nicht gegenüber anderen Staaten benachteiligt, vielmehr hat es mit seinem Öl- und Gasgeschäft viel Geld gemacht. Andere Staaten, darunter auch Deutschland, haben mit Russland gehandelt und kooperiert, das letzte (wahnsinnige) Beispiel dafür ist die Pipeline Nord Stream 2. Tatsächlich hat der Krieg dem Land wirtschaftlich eher geschadet, einerseits durch die ungeheuren Mengen Geld, die in den Krieg geflossen sein müssen, andererseits durch die Sanktionen, die von der EU und vielen anderen Staaten verhängt wurden. All das muss Putin aber bewusst gewesen sein. Vielleicht hatte er darauf gehofft, die Ukraine viel schneller einzunehmen und dass die westlichen Staaten zu zerstritten wären, um sich schnell auf Sanktionen zu einigen. Vielleicht hatte er darauf gehofft, die westlichen Staaten zu Verhandlungen zwingen zu können, damit diese den Frieden in Europa wahren können. Aber zumindest hat er den wirtschaftlichen Schaden für sein Land bewusst in Kauf genommen.

Außerdem verschiebt sich ein immer größerer Teil unserer Wirtschaftsleistungen sowieso ins Digitale. Die Kriege der Zukunft, in denen es um wirtschaftliche Vormachtstellung geht, werden eher im Cyberspace geführt. Und diesen Krieg führt Russland auch bereits, als Beispiel sei hier die Hackerattacke auf den deutschen Bundestag genannt, die nachweislich auf den russischen Geheimdienst zurück geht.

Wirtschaftlich schadet der Krieg in der Ukraine allen Ländern, auch Russland.

Wenn es keine wirtschaftlichen Gründe waren, dann haben in der Vergangenheit oft ideologische oder militärische Gründe eine Rolle gespielt. Putin selbst sagt, sein Land werde durch die NATO bzw. durch die Ukraine bedroht. Dass das nicht stimmt, ist offensichtlich. Bis vor Ausbruch des Krieges waren die westlichen Staaten wie beschrieben eng mit Russland verbunden und hätten sich durch einen Krieg selbst geschadet, wie wir es nun erleben. Erst durch den Krieg selbst hat die gegenseitige Bedrohung zugenommen.

Es kann Putin deshalb fast gar nicht nicht um Russland als Land gehen. Es ist eher zu vermuten, dass es persönliche Gründe sind, die zu diesem Krieg geführt haben. Naheliegend wäre eine persönliche Bereicherung am Krieg, doch das ist eher unwahrscheinlich, v.a. weil Putin das eigentlich schon die ganze Zeit auf Kosten der russischen Bevölkerung getan hat – die zahlreichen Enthüllungen seines schärfsten Gegners Alexei Navalni und die entsprechenden Reaktionen aus dem Kreml sind bekannt.

Wahrscheinlich sind es eher die oben bereits erwähnten ideologischen Gründe. Putin sieht sein persönliches Weltbild bedroht, das der Tyrannei gegen die freie Demokratie (oder wie Putin die Anhänger der Demokratie nennt: Faschisten).

Der Krieg gegen die Ukraine ist eine Verzweiflungstat.

Putin weiß sich gegen den zunehmenden Erfolg der freien Demokratie nur noch mit Gewalt zu helfen.

Das Problem ist, Putin wird nie einsehen, dass sein Weltbild verkehrt ist. Die Tyrannei ist Teil seiner eigenen biographischen Geschichte, die infrage zu stellen würde sein eigenes Ich infrage stellen. Um das besser nachvollziehen zu können, hier ein kleiner Ausflug in die Psychologie: Jeder Mensch erzählt in seinem Inneren seine biographische Geschichte, in die alle Erfahrungen eingeflochten werden. Diese Geschichte ist höchst subjektiv, viele Erlebnisse werden angepasst und in der Erinnerung geschönt, um das eigene Gefühl von Konsistenz, von Sinn im Leben zu stärken, was für die psychische Gesundheit ganz zentral ist. Mit Argumenten kommt man dagegen nicht an. Die eigene Geschichte zu hinterfragen und Fehler einzugestehen erfordert echte mentale Stärke – eine Stärke, die Putin offensichtlich nicht besitzt.

Putins biographische Geschichte ist die eines Tyrannen, in seinem Weltbild gilt das Recht des Stärkeren. Ich glaube sogar, er ist davon überzeugt, dass das für alle das beste ist, d.h. dass es für die „Schwächeren“ besser ist, beherrscht zu werden.

Nun sieht Putin aber, wie sich um ihn herum die freiheitlich-demokratische Weltordnung immer weiter ausbreitet und offensichtlich erfolgreicher ist als seine tyrannische Weltordnung. Immer mehr Länder, v.a. Länder der ehemaligen Sowjetunion schließen sich der demokratischen Idee an. Das bedroht seine Geschichte, deshalb greift er die Ukraine an, um der Welt zu beweisen, dass seine Weltsicht die richtige ist. Unterstützung erhält Putin von anderen undemokratischen Staaten, nicht weil diese sich wirtschaftliche Vorteile erhoffen, sondern weil sie die gleiche Idee einer „gerechten“ Welt haben.

Fazit: Man wird die Gefahr, die von Putin ausgeht, nie vollständig bannen können. Am vielversprechendsten sind wahrscheinlich diplomatische Ansätze, Putin politisch und wirtschaftlich unter Druck zu setzen und die russische Bevölkerung aufzuklären, um eine Veränderung von innen möglich zu machen. Außerdem müssen wir weiter danach streben, mit demokratischen und friedlichen Mitteln die bestmögliche Zukunft zu bauen, um Putins Nachfolgern zu zeigen, dass die demokratische Weltordnung die bessere ist.

Was können wir gegen den Krieg tun?

Der Krieg in der Ukraine zwingt uns, einen großen Schritt weiter in die Zukunft zu tun. Schneller als gedacht müssen wir uns von fossilen Energien unabhängig machen, um den Krieg nicht mit unserem Geld zu unterstützen. Und es wird in Zukunft so weiter gehen: Investitionen in fossile Energien (wie z.B. das Projekt Nord Stream 2) machen keinen Sinn mehr, sie können sogar gefährlich werden, finanziell wie politisch.

Die Unabhängigkeit voran zu treiben gilt für alle Bereiche unseren Lebens: wie wir heizen, welchen Strom wir beziehen, wie wir zur Arbeit fahren oder verreisen, in was wir unser Geld investieren (z.B. über die Wahl einer bestimmten Bank, einer bestimmen Versicherung oder bestimmter Fonds für Investitionen auf dem Kapitalmarkt)…

Außerdem können wir die durch den Krieg ausgelöste weltweite Lebensmittelkrise entschärfen indem wir unsere Ernährung nachhaltiger ausrichten. Millionen Tonnen Getreide aus Russland und der Ukraine können nicht exportiert werden oder wurden im Krieg vernichtet. Gleichzeitig erfordert z.B. die Tierhaltung große Mengen Getreide, viel mehr, als wenn man das Getreide direkt für die Ernährung der Menschen nutzen würde. Deshalb ist der Verzicht (und es muss nicht unbedingt ein vollständiger Verzicht sein) auf tierische Produkte ein wichtiges Mittel gegen die Lebensmittelkrise und für den Frieden.

Mit solchen friedlichen, bedachten Mitteln können wir uns für eine bessere, friedlichere Zukunft einsetzen, um zu beweisen, dass wir stärker sind als jede Tyrannei.

Die Umstellung auf ein nachhaltiges Leben ist das beste Mittel gegen Krieg und die beste Absicherung für die Zukunft.

Diese Umstellung betrifft nicht nur all die Themen rund um den Klimawandel und den Krieg, sondern auch Umweltzerstörung, Kinderarbeit usw. Lasst uns nicht auf die nächst Katastrophe warten.

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