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Für echte Veränderung

Umstellung auf Ökostrom

Windräder auf grünen Hügeln
Appolinary Kalashnikova on Unsplash

Die Umstellung der eigenen Stromversorgung ist eine der Maßnahmen mit der größten Wirkung im Verhältnis zum nötigen Aufwand. Zwar kommt natürlich immer noch der gleiche Strom aus der Steckdose, weshalb die Frage: „Was soll ein Wechseln zu Ökostrom denn bewirken?“ durchaus berechtigt ist. Aber es geht v. a. darum, welche Unternehmen man mit seinem Geld unterstützt: Kohlestromanbieter oder Ökostromanbieter? Denn das Beziehen von Strom von einem bestimmten Anbieter ist praktisch eine Investition in die Zukunft des entsprechenden Unternehmens.

Die Umstellung selbst ist tatsächlich ziemlich unkompliziert. Auch als Mieter ist eine Umstellung i. d. R. ohne Rücksprache mit dem Vermieter möglich. Voraussetzung ist, dass man über einen eigenen Stromzähler verfügt und selbst Vertragspartner des Stromanbieters ist. Falls das bei euch nicht zutrifft, könnt ihr natürlich immer noch das Gespräch mit eurem Vermieter suchen und ihn vielleicht zu einem Wechsel bewegen. Auf jeden Fall solltet ihr auch in eurem Mietvertrag nachlesen, ob dort ggf. etwas zum Stromanbieter geregelt ist.

Was ist beim Wechsel zu beachten?

Der Wechsel an sich ist sehr einfach, neben den üblichen Angaben braucht man in der Regel nur die Zählernummer und den ungefähren Jahresverbrauch (dieser lässt sich entweder über die bisherigen Stromrechnungen ermitteln oder mithilfe eines Online-Rechners). Viele Anbieter von Ökostrom übernehmen sogar die Kündigung beim alten Anbieter. Kündigungsfristen müssen natürlich beachtet werden.

Stadtwerke oder Ökostromanbieter?

Die meisten Stadtwerke haben mittlerweile auch eigene Ökostromtarife, d. h. wer bisher von den lokalen Stadtwerken seinen Strom bezieht, muss sich zunächst entscheiden, ob er bei den Stadtwerken bleiben möchte, oder zu einem reinen Ökostromanbieter wechseln möchte. Diese Entscheidung hängt sehr von den einzelnen Stadtwerken ab, einige kaufen den Ökostrom nur aus dem Ausland ein, andere sind aktiv an der Energiewende in Deutschland beteiligt.

Vorteil der Stadtwerke ist, dass der Wechsel einfacher ist und oft auch schneller geht, weil man die Kündigungsfrist nicht einhalten muss. Außerdem sind viele Stadtwerke ‒ unabhängig vom Thema Ökostrom ‒ in der Region z. B. sozial engagiert. Auf der anderen Seite muss man bei den Stadtwerken aufpassen, dass man nicht auf einen Pseudo-Ökostromantarif hereinfällt, mit dem sie nur versuchen, ihr Image aufzupolieren. Bei reinen Ökostromanbietern kann man sich da schon eher sicher sein, dass sie ein echtes Interesse an der Energiewende haben und dabei auch andere Nachhaltigkeitsaspekte beachten (z. B. ökologische Verträglichkeit von Wasserkraftwerken für die Fische). Ein guter Artikel zu dem Thema mit Bewertungen der Ökostromangebote einiger Stadtwerke findet sich unter: https://utopia.de/ratgeber/oekostrom-stadtwerke/.

Was kostet Ökostrom?

Ökostrom ist mittlerweile nicht mehr viel teurer als konventioneller Strom, er kann sogar ‒ je nach bisherigem Tarif ‒ günstiger sein! Ein Check lohnt sich auf jeden Fall. Den Preis sollte man außerdem auch immer im Verhältnis sehen zum Engagement des Anbieters in der Energiewende. Viele Ökostromanbieter investieren z. B. 1 ct je kWh in Energiewende-Projekte. D. h. sie liefern nicht nur Ökostrom, sondern sind auch am Ausbau von Ökostrom beteiligt. Damit investiert man als Kunde also direkt in die Energiewende ‒ anstatt sich nur darüber aufzuregen, dass die Bundesregierung es nicht gebacken kriegt!

Welcher ist der richtige Ökostromanbieter für mich?

Hier habe ich einige Punkte zusammengetragen, die euch bei der Recherche und der Wahl des „richtigen“ Anbieters helfen können. Wem das zu aufwendig ist, der kann direkt bedenkenlos einen der Anbieter aus der Liste weiter unten auswählen.

  • Kommt der Ökostrom aus Deutschland oder wird er aus dem Ausland eingekauft?
  • Wie alt sind die Kraftwerke? (Strom aus alten Kraftwerken bewirkt keine großen Veränderungen.)
  • Ist der Anbieter bzw. sind seine Lieferanten gleichzeitig noch an konventionellen Energien beteiligt?
  • Investiert der Anbieter selbst direkt in die Energiewende?
  • Zeigt der Anbieter durch sonstiges Engagement ein echtes Interesse an der Energiewende (z. B. Förderung von E-Mobilität, Nachhaltigkeit im täglichen Geschäft)?
  • Ist der Ökostrom zertifiziert? (Es gibt Ökostromlabel, die sicher ein gutes Zeichen sind, aber auch kein Ausscheidungskriterium, wenn ein Anbieter nicht zertifiziert ist.)

Eine Auswahl an Ökostromanbietern

Die Anbieter der folgenden Liste könnt ihr alle ohne Bedenken wählen. Natürlich ist diese Liste nicht vollständig, deshalb könnt ihr gerne noch weiter recherchieren.

  • Bürgerwerke
    • Die Bürgerwerke sind lokale Stromerzeuger aus Deutschland und ist zu 100% im Eigentum von Energiegenossenschaften. Mit 0,5 Cent pro kWh werden Energiewende-Projekte regionaler Energiegemeinschaften gefördert.
  • Naturstrom
    • https://www.naturstrom.de/
    • Naturstrom liefert Ökostrom aus deutscher Wasser- und Windkraft. 1 Cent für jede gelieferte kWh gehen in den Ausbau erneuerbarer Energien. Außerdem fördert Naturstrom Klimaschutzprojekten als Entwicklungshilfe in der dritten Welt. CO2-Emissionen, die in der Vorkette – also zum Beispiel beim Bau eines Kraftwerks – entstehen, werden über Klimaschutzprojekte neutralisiert. Gegründet wurde Naturstrom durch Mitglieder aus Umwelt- und erneuerbare-Energien-Verbänden, u. a. BUND, NABU, BWE, EUROSOLAR. Die Geschäftsform ist eine AG, die jedoch nicht an der Börse notiert ist. Etwa 1200 Aktionäre sind an Naturstrom beteiligt, Hauptaktionär ist die Familie Banning mit zusammen über 35 % der Aktien.
  • EWS (Elektrizitätswerke Schönau)
    • https://www.ews-schoenau.de/
    • Die EWS starteten 1986 als Bürgerbewegung als Reaktion auf die Tschernobyl-Katastrophe. Heute sind die EWS eine nicht gewinnorientierte Genossenschaft, die 100 % Ökostrom aus Wasser-, Wind- und Sonnenkraft mit mindesten 70 % Strom aus Neuanlagen liefern. Die Windkraftanlagen stehen in Österreich und Deutschland, die Wasserkraft kommt aus Norwegen und Schweden und die Solarenergie aus Deutschland. Die EWS beziehen keinen Strom aus Kraftwerken im Besitz oder Teilbesitz von Atom- oder Kohlestromerzeugern oder Verkäufern. Außerdem fördern sie gemeinnützige Projekte und haben durch Förderung bereits 2.600 bürgereigene sogenannte Rebellenkraftwerke ermöglicht. Je nach eigener Wahl werden 0,5 bis 2,0 Cent pro kWh Strom in Erneuerbare-Energie- und Energie-Effizienzprojekte investiert.
  • Polarstern
    • https://www.polarstern-energie.de/
    • Polarstern bietet 100 % Ökostrom aus deutscher Wasserkraft, wobei auf umfangreiche Natur- und Tierschutzmaßnahmen Wert gelegt wird. 1 Cent je gelieferter kWh Strom wird in neue Energiewende-Projekte investiert. Darüber hinaus unterstützt Polarstern Familien in Kambodscha beim Bau ihrer eigenen Biogasanlage.
  • Greenpeace Energy
    • https://www.greenpeace-energy.de/privatkunden.html
    • Dieser vom Verein Greenpeace wirtschaftlich unabhängige Anbieter liefert 100 % Ökostrom aus Wind- und Wasserkraft aus Österreich und Deutschland. Er zeichnet sich durch eine hohe Transparenz und die Einhaltung der strengen Greenpeace-Kriterien aus (z. B. dass Lieferanten keine Beteiligungen an Kohle- oder Atomstrom haben dürfen). Er fördert den Bau neuer Ökokraftwerke, investiert in ökologisch ausgerichtete Versorgungskonzepte und setzt sich auch politisch für die Energiewende ein. Greenpeace Energy ist als Genossenschaft organisiert und ist nicht gewinnorientiert. Der Verein Greenpeace hält 5 Genossenschaftsanteile zu je 55 €. Die Tochterfirma Planet energy GmbH plant und betreibt saubere Kraftwerke.
  • Lichtblick
    • https://www.lichtblick.de/
    • Lichtblick ist der größte deutsche Ökostromanbieter und liefert 100% Ökostrom aus deutscher Wasserkraft (wobei es sich hauptsächlich um ältere Kraftwerke handelt). Die Wasserkraftwerke erfüllen strenge Anforderungen an den Naturschutz. Daneben hat Lichtblick eine Partnerschaft mit WWF, um die Energiewende zu beschleunigen und stellt monatlich für jeden Kunden mindestens einen Quadratmeter Regenwald in Ecuador unter Schutz. Lichtblick ist allerdings kein unabhängiger Stromanbieter, weil er zu 100 % dem niederländischen Konzern Eneco gehört.
  • Ökostrom+

Wie sicher sind die Ökostromanbieter?

Einige haben vielleicht Bedenken, dass bei der komplizierten politischen Lage beim Thema Energiewende die reinen Ökostromanbieter wirtschaftlich besonders gefährdet sind. In meiner Recherche habe ich jedoch keine Anzeichen gefunden, die auf die Gefahr einer Insolvenz oder Auflösung eines der Ökostromanbieter deuten. Viele der Anbieter bestehen schon sehr lange und haben einen breiten Kundenstamm, nicht nur aus Privat- sondern auch aus Gewerbekunden. Das Risiko ist nach meiner Einschätzung also nicht höher, als bei konventionellen Stromanbietern. Vielmehr denke ich, dass man mit dem Wechsel zu Ökostrom langfristig sicherer ist, weil der beschlossene Ausstieg aus der Atom- und Kohleenergie für die konventionellen Anbieter, die nicht schnell genug eine Wende schaffen, eine gefährliche Belastung ist.

OK, wie geht jetzt es los?

Nehmt euch ein bisschen Zeit und folgt diesen Schritten:

  1. Zählernummer und durchschnittlichen Jahresverbrauch herausfinden (https://www.stromauskunft.de/stromverbrauch/stromverbrauch-berechnen/)
  2. Ökostromtarif aussuchen (Stadtwerke oder ein reiner Ökostromanbieter)
  3. Kündigungsfrist des alten Vertrages prüfen
  4. neuen Vertrag abschließen, ggf. alten Vertrag kündigen

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