Kategorien
Zum Warmwerden

CO2-Emissionen kompensieren

Tom Barrett on Unsplash

Nicht immer ist es möglich, direkte CO2-Emissionien gänzlich zu vermeiden. V. a. längere Reisen mit dem Auto oder dem Flugzeug schaden dem Klima erheblich – und die Zahlen der Reisenden steigen (mit Ausnahme der Zeit der Corona-Krise 2020) stetig an, obwohl Themen wie Klimawandel, Luft- und Umweltverschmutzung immer mehr in den Fokus rücken. Heißt das jetzt wir müssen auf Reisen verzichten?

Darf man überhaupt noch verreisen?

Die Frage finde ich schwer pauschal zu beantworten. Auf der einen Seite: Ja, der Verkehr ist ein erheblicher Klima-Faktor, in der EU ist er für 30% der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich und ist außerdem der einzige Sektor, in dem die Emissionen seit 1990 zugenommen haben [1]. Die großen technologischen Durchbrüche lassen auf sich warten – das Elektroauto ist auch noch nicht der Weisheit letzter Schluss (das ist noch mal ein Thema für einen eigenen Artikel …) und beim Fliegen ist noch gar keine echte Alternative in Sicht. Weniger zu reisen, den Zug dem Auto oder dem Flieger vorzuziehen oder nähere Reiseziele für den Urlaub zu wählen sind daher im Moment die beste Möglichkeit, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Auf der anderen Seite möchte ich niemandem die Reisefreiheit nehmen, sie ist ein hohes Gut. Manchmal, z. B. bei Geschäftsreisen, ist es auch gar nicht möglich, zu verzichten. Und damit sind wir beim eigentlichen Thema dieses Artikels angelangt: der CO2-Kompensation.

Wie funktioniert CO2-Kompensation?

CO2-Kompensation heißt, dass man mit einer freiwilligen Spende an eine entsprechende Organisation die verursachten CO2-Emissionen ausgleicht, indem diese Organisation die gesammelten Gelder in Klimaschutz-Projekte investiert, die (theoretisch) die entstandenen Emissionen ausgleichen. Die bekannteste Organisation in Deutschland ist Atmosfair [2]. Sie verwendet die Kompensationszahlungen v. a. für Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern, wo erneuerbare Energien oft noch so gut wie gar nicht vertreten sind, was Investitionen hier sehr effektiv macht. Außerdem profitiert die lokale Bevölkerung, da sie oft zum ersten Mal Zugang zu sauberer und zuverlässiger Energie bekommt. Traurigerweise nutzt im Moment nur ca. 0,1% aller Fluggäste diese effektive Möglichkeit zur CO2-Reduktion. Dabei ist es ganz einfach: Start und Ziel eingeben, z. B. von München nach New York, Emissionen berechnen, 3,865 Tonnen CO2, Kompensationsbeitrag 89 Euro, mit Kreditkarte, Paypal, per Rechnung oder Bankeinzug bezahlen [3].

Kritik

CO2-Kompensation ist kein echter Klimaschutz, weil die Emissionen ja trotzdem entstehen und nur „weggerechnet“ werden. – Es stimmt, dass CO2-Kompensation nur die zweitbeste Lösung ist. Aber wie bereits erwähnt, ist die beste Lösung, aufs Reisen mit dem Flieger oder dem Auto ganz zu verzichten, nicht immer möglich, bzw. kann man ja auch niemanden verbieten, sich seine Traumreise einmal zu erfüllen. Auch wenn vielleicht nicht exakt die Emissionen ausgeglichen werden, die man durch seine Reise verursacht, ist es immer noch viel besser als nichts!

Atmosfair bereichert sich an dem schlechten Gewissen der Leute. – Diese Kritik ist falsch. Atmosfair ist eine gGmbh (gemeinnützige GmbH), d. h. sie darf ihre Gewinne nur für den gemeinnützigen Zweck, sprich Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern, verwenden. Bereichern kann sich daran niemand. Außerdem sagt Atmosfair selbst, dass die Kompensation nur die zweitbeste Lösung ist und gibt Tipps zum klimafreundlichen Reisen, bei dem erst gar nicht viele CO2-Emissionen entstehen [2].

Fazit

Ich persönlich finde, dass es auch in der näheren Umgebung viele interessante Reiseziele gibt, die sich gut z. B. mit dem Nachtzug erreichen lassen. Europa ist erstaunlich abwechslungsreich auf relativ kleinem Raum. Aber ich kann auch verstehen, dass es euch vielleicht in exotischere Länder zieht. Dann denkt aber bitte daran, eure Emissionen zu kompensieren. Auch sonstige anfallende Emissionen kann man übrigens mit Atmosfair ausgleichen, beliebige Mengen CO2 werden in eine entsprechende Spende umgerechnet. Ich glaube, dass das eine sehr gute Möglichkeit ist, die im Moment noch von viel zu wenigen genutzt wird. Harald Lesch schlägt sogar vor, die Kompensation bei Flugbuchungen zum voreingestellten Standard zu machen. Wer wirklich keinen Kompensationsbeitrag leisten möchte, müsste dann aktiv das Häkchen entfernen [3]. Denn klimafreundliches Verhalten sollte eigentlich der Standard sein…

Was denkt ihr?

Hinterlasst gerne einen Kommentar mit eurer Meinung oder euren Anmerkungen oder wenn ihr schon Erfahrungen mit CO2-Kompensation gemacht habt. Ich freue mich, von euch zu hören.

Quellen

[1] Europäisches Parlament: CO2-Emissionen von Autos: Zahlen und Fakten (Infografik). https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/society/20190313STO31218/co2-emissionen-von-autos-zahlen-und-fakten-infografik

[2] Atmosfair. https://www.atmosfair.de/de/

[3] Harald Lesch, Klaus Kamphausen: „Wenn nicht jetzt, wann dann? Handeln für eine Welt, in der wir leben wollen.“ S. 29–35.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.